Im Klassenkampf-Modus

Youtube ist eine Fundgrube – auch für Serien des DDR-Fernsehens aus den 60er-Jahren

Youtube ist eine wahre Fundgrube für geschichtsinteressierte Menschen. Selbst für historische Nischen ist auf dieser Riesenplattform Platz. Ich habe eine dieser Nischen für mich entdeckt: DDR-Fernsehserien aus den 60er- und 70er-Jahren. Davon habe ich ganze Playlists – sie heißen „Blaulicht“, „Das unsichtbare Visier“, „Die Drei von der K“, „Geheimcode B13“, „Rendezvous mit Unbekannt“, „Über ganz Spanien wolkenloser Himmel“ und „Zollfahndung“.

Auf diesen Schatz der Medien- und Zeitgeschichte bin ich eher durch Zufall gestoßen. Ich schaute den 2017er-Spielfilm „Kundschafter des Friedens“ – so nannten sich die DDR-Auslandsagenten. Zum Soundtrack gehört die Titelmelodie der in der DDR legendären Fernsehserie „Das unsichtbare Visier“ über die Arbeit der Agenten in Deutschland. Ich suchte und fand auf Youtube alle Teile.

Ich suchte weiter und fand die anderen Serien. Das Strickmuster ist immer das gleiche: Die DDR ist die gute, die alte Bundesrepublik die böse Seite. Dies gilt nicht nur für die Spionage-, sondern auch für Kriminalserien wie „Blaulicht“, Vorläufer des „Polizeiruf 110“ und „Die Drei von der K“. Immer müssen sich die Beamten mit kriminellen Elementen herumschlagen, die der DDR Schaden zufügen wollen.

Abgesehen davon, dass diese Serien handwerklich gut gemacht sind, reizt mich der – wenn auch fiktionale – Blick in die DDR-Vergangenheit. Diese Überbleibsel des damaligen Deutschen Fernsehfunks sind so etwas wie ein Blick in eine Zeit, die gerade uns Babyboomern gänzlich unbekannt ist. „Die deutsche Frage“ ist schließlich eine, die wir stets mit dem westlichen Blick betrachteten.

Unter den kleinen Serien-Schätzen hat mich einer ganz besonders fasziniert: „Rendezvous mit Unbekannt“. Untertitel: „Berichte aus der Pionierzeit der Abwehrorgane der DDR“. Die einzelnen Episoden mit einer Länge von jeweils 25 Minuten sind Klassenkampf pur – sie spielen in den Jahren 1950 bis 1954. Dramatischer Vorspann mit Bildern aus dem imperialen, militärisch aufrüstenden Westen. Unterlegt ist das Ganze mit ebenso dramatischer Musik. Und dann: Schnitt auf die Männer, die dem Treiben von Jenseits „der Grenze unserer Republik“ Einhalt gebieten.

Wer mal den Blick in die jüngere deutsch-deutsche Geschichte werfen möchte, dem seien diese Serien auf Youtube empfohlen. Aber Achtung: Hier und da ist die Tonqualität nicht die Beste. Und die Bilder sind logischerweise nicht HD oder gar Ultra-HD.