Blaulicht? Schöön!

Feuerwehrautos finde ich seit meiner Kindheit toll – dafür lasse ich sogar die Freundin stehen. Und ich denke mir dabei nichts.

Ein Feuerwehrauto bei einem Einsatz.

Meine damalige Freundin wusste nicht, was sie zuerst sein sollte: fassungslos oder belustigt? Dieses Schwanken zwischen zwei Stimmungen kam so: Wir waren gerade mal zwei Wochen zusammen und entsprechend frisch verliebt. Beim Besuch des Drachenfestes in Lemwerder sah ich ein Feuerwehrfahrzeug älterer Bauart und vergaß alles um mich herum. Sprich: Ich ließ auch meine Freundin stehen. Das Feuerwehrauto hatte es mir angetan. Zwar diente es jetzt als fahrbarer Untersatz einer Künstlertruppe. Aber das war mir egal! Feuerwehrauto ist Feuerwehrauto! Ich liebe sie über alles – vor allem, wenn sie mit Blaulicht und Horn unterwegs sind.

Ich schlich also um das Auto herum und schaute es mir genau an. Ein Mensch aus der Künstlertruppe bemerkte, dass mich das Auto interessiert – wir kamen ins Gespräch. Kurz danach gesellte sich ein Mitglied der Feuerwehr Lemwerder hinzu und wir fachsimpelten. Meine Freundin hatte ich völlig aus den Augen verloren. Dafür sorgte ich für einen bleibenden Eindruck. Natürlich kam das Gespräch bei ihren und meinen Eltern darauf. Die Reaktionen reichten von „Bei Feuerwehrautos hatte der schon immer einen Knall!“ meiner Mutter bis zu schallendem Gelächter unserer Väter.

Meinen „Knall“ bekam mein Vater dann einige Jahre hautnah mit. Wir kamen abends von einer gemeinsamen Veranstaltung und mussten an der Feuerwache Bremen-Nord vorbei. Dort gingen in diesem Moment die Tore auf und alle Autos rückten mit Blaulicht aus. Wieder vergaß ich alles um mich herum, machte eine Vollbremsung und sagte ganz laut zu meinem Papa: „Oh, ist das schön!“ Der wiederum war völlig fassungslos. Meine Mutter wiederum nahm es gelassen: An meinem Knall werde sich nichts mehr ändern. Sie hatte recht!

Derweil hat die Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass mehr Feuerwehrautos unterwegs sind – nicht weil es anders brennt, sondern weil die Leute nicht mehr so eng aufeinander im Hilfeleistungs-Löschfahrzeug sitzen dürfen. Also muss ein Mannschaftstransportwagen mit ausrücken! Das ist zwar eine unerlässliche Maßnahme im Sinne des Einhaltens der Abstände. Aber ich freue mich: Ein Auto mehr gibt mehr Blaulicht!

Immerhin bin ich ein bisschen groß geworden. Vollbremsungen mache ich nicht mehr. Aber ob ich meine Freundin nicht doch noch einmal für ein Feuerwehrauto stehen lassen würde? Dafür möchte ich keine Garantie übernehmen!