Es fehlt etwas

Ehrenamtlichen bereitet der Corona-Lockdown mehr oder minder seelische Schmerzen.

Beim Kinderturnen: Zwei Frauen helfen einem Kind beim SPrung über einen Kasten.

Als Journalist komme ich viel rum – der Kontakt mit Menschen gerade im Lokalen ist sozusagen mein Brot; nicht mein Tägliches, aber mindestens mein Dreitägliches in der Woche. Eine große Rolle spielen dabei unter anderem jene Leute, die sich in ihrer Freizeit für andere ins Zeug legen: die Ehrenamtlichen der Feuerwehren, in den Sportvereinen oder sonst wo. In der Regel geht es um Projekte, um Ereignisse, um ihre Stellung in der Gesellschaft.

In den vergangenen Wochen stellte ich immer mal wieder fest, dass die Ehrenamtlichen inzwischen auch etwas ganz anderes bewegt. Es ist das Nichtstun, weil Gemeinschaftsaktivitäten wegen der Corona-Pandemie beziehungsweise dem noch immer anhaltenden Lockdown nicht oder nur eingeschränkt stattfinden dürfen. Diese unfreiwillige Zwangspause verursacht bei diesen Menschen inzwischen einen regelrechten seelischen Schmerz. Dieser ist mal mehr, mal weniger heftig.

Dieses Phänomen erlebte ich erst wieder in der vergangenen Woche bei einem Lokaltermin mit Betreuern einer Jugendfeuerwehr. „Man merkt, dass eine gewisse Distanz da ist, die sonst nicht da war. Vom Gefühl her sieht man schon, dass da was fehlt“, durfte ich eine Jugendfeuerwehrwartin zitieren. „Wir Betreuer und Jugendwarte vermissen die Kinder und Jugendlichen“, fügte ein anderer an. Ähnliches hatte ich immer mal wieder aus dem Umfeld der Sportvereine mitbekommen. Aber so direkt öffnete bislang noch niemand sein Herz.

25 Jahre Ehrenamt

Was dies bedeutet, weiß ich aus eigener Erfahrung. Denn ich war selbst 25 Jahre ehrenamtlich im Sportverein, in der evangelischen Jugend und im Katastrophenschutz tätig. Training, Punktspiele, Dienstabende, Freizeiten – all das machte mir immer Spaß und hat bis heute Eindrücke und Erinnerungen bei mir hinterlassen. Wie zum Beispiel das Trainingslager mit einer meiner Mädchenmannschaften: Sechs Stunden Bewegung an einem Tag, Kinder, die buchstäblich im Stehen einschlafen – und nach der Rückkehr gar nicht mit dem Erzählen aufhören.

Ich bin fest davon überzeugt: Ich würde genauso leiden wie die Ehrenamtlichen, die mit der Corona-Zwangspause umgehen müssen. Und ich glaube, dass es eine ganze Zeit dauern würde, bis wir wieder zueinanderfinden. Insofern habe ich vor den Menschen, die ihre Freizeit in den Dienst ihrer Zeitgenossen stellen großen Respekt. Hut ab!

Hoffen wir also alle gemeinsam, dass es bald vorbei ist mit dem Lockdown. Ich bin mir sicher, dass es den Mitgliedern der Jugendfeuerwehr und den Sportlern so geht wie mir vor einigen Wochen bei einem anderen Lokaltermin: Der Sportplatz und das Tun der jungen Leichtathleten, die da trainieren durften, übte so etwas wie einen Zauber auf mich aus.