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Kirchen sind nach wie vor ortsbildprägend. Aber viele stehen vor einer ungewissen Zukunft. Foto: Buschmann

Kirchen und Friedhöfe stehen vor einer ungewissen Zukunft – aber es gibt Ideen

Sie gehören zu jedem Ortsbild: Kirchen, Gemeindezentren und Friedhöfe. Und sie sind noch immer Gegenstand der Lokalberichterstattung – wenn auch nicht mehr in dem Maße wie früher. Auch die Art der Berichterstattung hat sich verändert. Heute werden kirchlich-religiöse Veranstaltungen – Konzerte, Vorträge und Co. – nicht mehr automatisch breit in lokalen Medien wiedergegeben. Dafür stehen Inhalte im Mittelpunkt. Dies heißt auch für die Lokalkollegen zu recherchieren. Sie bohren Themen, die auf den ersten Blick nur für eine kleine Schar Menschen interessant sind, für die breite Öffentlichkeit auf.

Viele Themen

Davon gibt es derzeit genug, die Palette ist nahezu unüberschaubar: Finanzen, Gemeindezusammenschlüsse, die Kirchen als Träger sozialer Einrichtungen wie Kindertagesstätten, die Friedhöfe und so weiter. Was Menschen auffällt, die nicht allzu viel mit dem Gemeindeleben zu tun haben: Die Zukunft der Friedhöfe und der Kirchengebäude steht auf dem Spiel. Die beiden Hauptgründe: Immer mehr Menschen entscheiden sich für ein günstigeres Urnenbegräbnis als für ein klassisches Grab und die Erlöse aus der Kirchensteuer gehen zurück. Kurz: Die Kirchengemeinden leiden zumindest auf der Ebene der Landeskirchen seit Jahren unter einem finanziellen Aderlass.

Bürgerschaftliches Engagement

Die hat auf lange Sicht Auswirkungen – nicht nur auf die Kirchengemeinden, sondern auch auf die Entwicklung der jeweiligen politischen Gemeinde. Die Lokalmedien berichten über entweihte und teilweise verkaufte Kirchen, über die Aufgabe von unrentablen Friedhöfen und die Folgen.

Sie berichten aber auch über bürgerschaftliches Engagement von Menschen, die eigentlich mit Religion und noch weniger mit der Institution Kirche etwas am sprichwörtlichen Hut haben. Ihr Ziel ist es, die Kirche im wahrsten Sinne des Wortes im Dorf zu lassen. Vor allem im Osten Deutschland, etwa im Bereich der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland, entstehen sogenannte Kirchbau-Fördervereine. Eines der bekannteren Beispiele ist der Freundeskreis Horburger Madonna. Diese Vereine bringen Leben in die sprichwörtliche Bude.

Medien greifen Themen auf

Die Erkenntnis, die auch die lokalen Medien landauf und landab gewinnen: Friedhöfe mit anderem Leben zu erfüllen, ist erheblich einfacher als Kirchengebäude in die Zukunft zu überführen. Dabei gilt es eigentlich, beides zu erhalten. Denn: Friedhöfe und Kirchen sind nicht nur Orte des Betens und der Trauer. Friedhöfe und Kirchengebäude erzählen auch die Geschichte eines Ortes. Sie sind auf lokaler Ebene identitätsstiftend.

Das schlägt sich auch in zunehmendem Maße in den lokalen Medien nieder. Die Kolleginnen und Kollegen fragen sich: Was wird aus diesen Orten? Friedhöfe etwa werden ein Teil der Stadtökologie. Die Gemeinden ermöglichen es zum Beispiel, dass Imker auf den leeren Grabstellen ihre Bienenstöcke betreiben können. Oder sie organisieren ihre Areale den Anforderungen des 21. Jahrhunderts entsprechen um – wo einst Grabflächen waren, entstehen anonyme oder halbanonyme Urnenfelder.

Neue Ideen für die Kirchen

Und dort, wo es keine Kirchenbau-Fördervereine gibt, versuchen die Verantwortlichen, die Gotteshäuser anders zu nutzen: als Jugendkirchen und als Kulturkirchen. Andere Bauten bekommen einen ganz neuen Zweck. Beispiel Rostock: In der Nikolaikirche gibt es bereits seit der 1980er-Jahren 20 Wohnungen.

Allerdings: In der Breite sind dies nur Ideen, die einem Tropfen auf den heißen Stein gleichen. Viele Kirchengebäude stehen schon jetzt oder in den kommenden Jahren vor einer ungewissen Zukunft. Kein Wunder, ist doch ihr Unterhalt in jeder Hinsicht ziemlich teuer: Die Heizkosten sind hoch und immer wieder müssen Handwerker sowie bisweilen Restauratoren Hand an die Gotteshäuser legen.

Bei den Kirchentagen kommen die Christen aus sich heraus – vor allem mit ungewöhnlichen Aktionen. Foto: Buschmann

Okay, ich bin beim Thema Kirche und Religion zugegebenermaßen hier und da betriebsblind. Schließlich bin ich selbst in der Evangelischen Jugend Vegesack sozialisiert worden. Ja mehr noch, ich bin auf den Pfad des Journalismus geführt worden. Wenn auch auf Umwegen. Kurz meine Arbeit in der Gemeinde, Kirchenvorstand inklusive, hat mich geprägt.
Das mag als Journalist im Sinne des großen Hanns-Joachim Friedrichs schlecht sein. Er hat einmal gesagt, ein Journalist solle sich nicht mit einer Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten. Aber ich sehe als Journalist auch Chancen darin, Kirchens von innen zu kennen: Ich weiß, wie die Leute ticken, die sich dort engagieren. Ich glaube, ich habe so einen Draht zu dieser zugegebenermaßen besonderen Sorte Mensch.
Nach außen wirken wie teils behäbig, teils wie nicht so ganz von dieser Welt. Wer aber zwei Mal oder öfter genau hinschaut, wird feststellen, dass sich hinter den dicken Kirchenmauern viele interessante Geschichten verbergen. Sie sind es wert, in die Welt hinaus getragen zu werden. Offline oder Online, das spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass wir Kirche – und Religion – als einen Teil unserer Kultur verstehen.