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Über Gospels zu berichten, lohnt sich immer

Zum 1. Bremer Gospelwochenende gehörte auch ein Workshop in der Martin-Luther-Gemeinde. Foto: Buschmann

Es gibt Aufträge und Termine, die einfach nur ein Job sind und es gibt solche, die in die Seele und tief ins Herz gehen. So groß ist Spannungsfeld für einen Lokaljournalisten. So ist es mir ergangen. Ich habe für evangelisch.de über das 1. Bremer Gospelwochenende berichtet – und zwar über den Gospelworkshop. Eine Vorbereitung auf das für abends auf dem Bremer Marktplatz geplante Open air-Konzert aller 16. Gospelchöre.

Dass es mehr werden würde als ein üblicher Sonnabendmittag-Termin war mir insgeheim schon auf dem Weg zur Martin-Luther-Kirche klar. Als ich ankam, war Coach, Komponist und Gospelsänger Chris Lass längst in seinem Element. Er und die gut und gerne 90 Sänger aus unterschiedlichen Chören probten gerade ein Medley: „Rockin‘ my Soul in the Bosom of Abraham“, „He’s Got the whole World in his Hand“ und „Amen“.

Mehr als nur Routine

Ich spulte zwar meine Routine ab und packte erst einmal an der Seite meine Utensilien – Block, Fotoapparat und mein Mobiltelefon zwecks Filmaufnahmen aus. Das wirkte zwar im ersten Moment ein etwas abwesend, doch innerlich war ich längst in diese Musik mit ihrer tiefgreifenden Spiritualität eingetaucht. Dies hatte wohl viel mit meiner Biografie und meiner ehrenamtlichen Arbeit in der Evangelischen Jugend meiner Kirchengemeinde Vegesack zu tun. Doch das allein war es nicht, immerhin nehme ich für mich in Anspruch, gläubiger Christ zu sein. Wohlgemerkt: Ich bin nicht evangelikal! Vielmehr hat mich die liberale Ausrichtung der Bremischen Evangelischen Kirche der 1970er- und 1980er-Jahre geprägt. Und meine Vegesacker Gemeinde.

Mitsingen „im Geiste“

Auch die beiden Kompositionen „The Power of Prayer“ und „Halte mich“ von Chris Lass berührten mich sehr. Die Lieder wirkten wie ein gutes Glas Milch mit Honig bei Erkältung: Du fühlst dich scheiße, doch das Hausmittel legt sich wie ein sanfter Teppich auf Deine gereizten Bronchien. Mir erging es während des Termins zwar nicht wie einem der Sänger, der nach eigenen Worten „ganz weggetreten“ war, doch es war, wie ich auf Facebook auf die Frage einer guten Freunde schrieb. Sie fragte: „Singst Du mit?“ Ich antwortete: „Im Geiste.“

Abends auf dem Marktplatz

Dann kam der Abend. Die Chöre machten ordentlich Stimmung, die Leute gingen mit. Auch mich berührten die Songs und die Performances der Chöre. Langsam ging die Sonne unter, das Rathaus, der Dom und der Schütting wurden wie üblich illuminiert. Und doch wirkte die ganze Szenerie auf mich anders als sonst: Die Lieder – insbesondere das Medley – berührten mich einmal mehr. Doch dieses Mal war das Gefühl noch intensiver. Mir kamen sogar ein paar Tränen. Einige Leute schauten mich etwas verstört an. Sie wussten, dass ich nicht als Zuschauer, sondern als Chronist vor Ort war. Aber so ist es eben: Journalisten sind auch Menschen. Auch wenn sie in unterschiedlichen Situationen ihren Job machen (müssen).