Immer wieder Thema

Die Corona-Pandemie wird uns noch lange beschäftigen. Sie beherrscht auch die Arbeit von uns Journalisten – eine Bilanz und ein Ausblick.

Gehören Sie zu den Menschen, die langsam die Nase voll haben? Immer wieder Corona – als ob es kein anderes Thema mehr gibt. „Hoffentlich ist das alles bald vorbei“, sagte jüngst eine Gesprächspartnerin zu mir, „ich habe langsam keine Lust mehr“. Und eine Kollegin schimpfte über die verschärften Beschränkungen, die ab dem 11. Januar bundesweit gelten. Diese seien eine echte Herausforderung für berufstätige Eltern. Eine andere Kollegin meldete sich aufgrund der geschlossenen Schulen in Niedersachsen sogar weitgehend von gemeinsamen Recherchen ab. Und das alles wegen einer Ausprägung des Coronavirus, die erst Ende 2019 erstmals nachgewiesen worden war.

Corona überdeckt seit einem Dreivierteljahr alles, keiner kommt an diesem Thema beziehungsweise an den Auswirkungen der Pandemie vorbei. Uns Journalisten geht es logischerweise nicht anders. Dies habe ich im vergangenen Jahr erlebt. In den ersten Tagen des neuen Jahres geht es übergangslos so weiter. Selbst dann, wenn es um ganz andere Themen geht, fragen mich Menschen, was ich davon halte.

„Frühestens 31. März“

Auf die Frage etwa, was ich glaube, wie lange uns die Pandemie noch beschäftigen wird, sage ich trocken: „Drei Jahre“. Als Reaktion ernte ich in der Regel entgeisterte Blicke oder Momente der Sprachlosigkeit. Und mein Tipp auf ein Ende des Lockdowns lautet: „Frühestens 31. März“. Die Reaktionen sind ähnlich. Wie ich darauf komme? Glücklicherweise habe ich wenigstens etwas von Exponentialfunktionen in der Schule verstanden.

Auch die Begründung für meinen Dreijahrestipp ist einfach: Bundestagsdrucksache 17/12501. Darin ist das pandemische Szenario durchgespielt worden. Sie gibt es hier zum Download. Wer sich umfassend informieren möchte, findet über 120 Beiträge zu Covid-19 von Fachjournalisten bei den RiffReportern. Besser, als es dort meine Kolleginnen und Kollegen aufgedröselt haben, geht es wohl nicht.

Kalt erwischt

Im Grunde genommen habe ich das alles schon einmal aufgeschrieben. Aber dies geschah alles unter dem Eindruck des ersten Lockdowns im Frühjahr. Vor einem knappen Jahr war meine Einschätzung, dass uns vor allem aus wirtschaftlichen und sozialen Gründen ein zweites Ausbremsen unseres Alltags erspart bleiben wird. Ich habe mich kräftig geirrt. Auch der Umstand, dass es ab Herbst so viel heftiger wird, hat mich im Prinzip kalt erwischt. Doch im Gegensatz zum Frühjahr fühle ich mich jetzt nicht mehr als sei ich in einem falschen Film. Lockdown? Ist für mich ein Stück Normalität. Schnutenpulli zu tragen inklusive.

Dass dieses unsichtbare Ding namens Covid-19 da ist, war für mich schon im Frühjahr klar. Aber ab Herbst kamen die sprichwörtlichen Einschläge näher. Im November schließlich erwischte mich die Infektion selbst. Vom Beginn der Karnevalssaison am 11. bis zum 28. November war ich drei Wochen lang von der Außenwelt isoliert. Glücklicherweise war es ein leichter Verlauf, aber Atemnot, Durchfall, Gliederschmerzen und mehrere Wochen lang schwerer Reizhusten gehörten dazu. Wenn ich nach meinem Befinden gefragt werde, gibt es inzwischen eine Standardantwort von mir: „Ich fühlte mich undefinierbar scheiße. Diese Krankheit wünsche ich niemandem“. Immerhin konnte ich während meiner Quarantäne arbeiten – wenn auch nicht in dem Maße wie üblich.

Bildschirm Computer Mund-Nasen-Schutz

In Zeiten der Corona-Pandemie findet Recherche vor allem online statt. Foto: Ulf Buschmann

Wie 2021 wird

Zu dem, was ich seit Beginn der Pandemie gefragt werde, gehört auch die Frage, wie ich die Zukunft einschätze beziehungsweise ob ich pessimistisch oder optimistisch sei. Pessimismus ist auch in diesen schrägen Zeiten nicht mein Ding. Für dieses Jahr bin ich das, was in Politik und Wirtschaft gerne mit der Definition „vorsichtig optimistisch“ umschrieben wird.

Klar, Zweifel ob alles das klappt, was ich mir für dieses Jahr vorgenommen habe, gibt es auch bei mir. Meinen vorsichtigen Optimismus kann ich mit dem Kopf auch nicht erklären. Es ist ein Bauchgefühl. Aber mein Bauch sagt mir eben auch, dass ich etwas für mein Fortkommen tun muss – beruflich wie privat. Dass sich etwas verändert, daran arbeite ich, insbesondere beruflich. So habe ich mit vier Kolleginnen und Kollegen das Portal Nord West Reportagen gestartet. Es ist unser zusätzliches Medienangebot für den Nordwesten.

Die Portion Gottvertrauen

Weitere Aktivitäten werde ich starten, dies ist für dieses Jahr fest terminiert. Ich habe zwar einen groben Zeitplan im Kopf. Doch ob ich diesen so einhalten kann, weiß ich natürlich nicht. Ich hänge nicht an Tagen, Wochen, Monaten und Fristen. Wenn es später wird als geplant, dann soll es so sein. Meine Losung: „Das hat der liebe Gott so gewollt“. Das ist wahrscheinlich eine Quelle meines Optimismus: eine gute Portion Gottglauben. Den passenden Spruch habe im Buch Josoa des Alten Testaments gefunden: „Ich habe es dir gesagt! Sei stark und sei mutig! Lass dir keine Angst einjagen, lass dich nicht einschüchtern, denn Jahwe, dein Gott, steht dir bei, wo du auch bist.“