Das Virus reist mit

In Bremen und Niedersachsen beginnen die großen Ferien. Und nicht nur dort, auch andere Bundesländer haben Sommerpause. Jetzt verreisen die Menschen – auch dorthin, wo das Covid-19-Virus die Leute auf die Matratze und in Quarantäne zwingt.

„Wir haben alles umgebucht“, sagte in diesen Tagen eine Kollegin zu mir. Eigentlich sollte es erst in der zweiten Augustwoche nach Skandinavien gehen. Aber weil die Familie die steigenden Corona-Infektionszahlen und nicht absehbare Konsequenzen umtreiben, geht es eine ganze Woche eher auf Reise. Gleichwohl bleibt das Ziel das gleiche: Skandinavien. Gesundheitsschutz heißt nun für meine Kollegin: umbuchen, Arzt- und Behördentermine vorverlegen und so weiter.

Die Familie ist für meine Begriffe recht weit- und einsichtig. Leider habe ich in den vergangenen Wochen allzu viele Zeitgenossen erlebt, die es nicht sind. Frei nach dem Motto: „Ich bin geimpft, mir kann ja nichts mehr passieren.“ Ein Trugschluss, wie eigentlich bekannt sein sollte, denn auch Geimpfte können das Virus übertragen. Und sie können sich ebenso infizieren. Liebe Reiselustige, lasst Euch noch sagen: Es gibt keinen 100-prozentigen Impfschutz. Dies ist wie bei der Grippeschutzimpfung und bei der Verhütung beziehungsweise beim Sex: „Präservativ macht Peng!“

Neue Normalität

Wer sich also für den Auslandsurlaub entscheidet, sollte immer im Hinterkopf haben, dass die eigentlich ja sprichwörtlich schönste Zeit des Jahres auch in diesem Jahr mit einigen Einschränkungen verbunden sein wird – und dieses auch noch im kommenden Jahr der Fall sein wird. Clubs und Restaurants dürften, wie gerade auf Mallorca angeordnet, zeitig schließen, wer nach Deutschland einreist, muss in Quarantäne und, und, und. Ich vermute, auch zum Urlaub gehört so etwas wie eine neue, bislang unbekannte Normalität.

Das mag unangenehm sein. Aber ich finde ja, wer sich darauf einstellt, spürt Abstriche in Sachen Erholung nur marginal. Ich selbst habe schon im vergangenen Jahr die Erfahrung gemacht, dass eine gewisse wohltuende Langsamkeit Einzug hält: Öfter mal stehenbleiben und nach links und rechts schauen, Momente intensiver wahrnehmen, das ist es. Und es ist meiner Erfahrung nach ziemlich interessant.

Sollte sich die Lage wieder drehen, dürfen wir uns wohl wieder Masken über die Nase ziehen. Das ist eine nicht unbedingt schöne Vorstellung, aber sie kann schneller eintreten als wir alle gucken können. Wie flott es zurück in Richtung Verschärfung der Maßnahmen gehen kann, erleben wir aktuell in Delmenhorst, Oldenburg: Ab dem 21. Juli gelten in beiden Städten wieder verschärfte Regeln. Übrigens auch im Landkreis Verden und im Landkreis Diepholz.